Dienstag, 31. März 2009

Musik am kürzeren Ende der Sonnenallee

Nachdem ich mich seit Oktober auf der fährte der Rolling Stones befinde, scheint mein Blick etwas wacher geworden zu sein.

Zeitungsschnipsel, Videoclips, Denkwürdigkeiten und Halbgares fand und betrachtete ich. Mit dem Gefühl, dass sich dieser schier

endlose Vorrat an Informationen überrollen würde und nur schwer urbar zu machen sei, trat ich einen Schritt zurück und beschloß, 

dass Stones-Archiv in meinem Kopf zu durchstöbern.

"Sonnenalle!" schoß es mir plötzlich durch den Kopf und das Thema ward gefunden.


Der 1999 veröffentlichte Film Sonnenalle von Leander Haußmann, schildert auf humoristische Weise das Leben einer Gruppe Jugendlicher

im Ost-Berlin des Jahres 1973. Im Mittelpunkt steht dabei die Clique der beiden Freunde Michael und Mario und deren Probleme beim 

Erwachsenwerden. Neben erster Liebe und intellektueller Selbstfindung stellt die Musik der siebziger Jahre ein großes Themengebiet und 

bringt eben auch die Rolling Stones aufs Tableau.


Besonders der gemeinsame Freund Puschel, im Film vom Teilzeitmusiker Robert Stadlober, verkörpert, widmet sich ganz und gar den Stones.

Auf der suche nach einer Originalkopie ihres 72er Albums Exile On Main Street, landet er auf dem Schwarzmarkt für verbotene und schwererhältliche

Medien. Dort, übrigens in unmittelbarer Nähe zu unserem Seminar,  neben dem Berliner Dom, erkundigt sich Wuschel nach der Verfügbarkeit 

des begehrten Vinyls. Der Händler kann auch tatsächlich ein Exemplar anbieten, allerdings um den unglaublich hohen Preis von 250 Mark.

Wuschels Antwort: "Dafür muss ich drei Monate arbeiten.", kommentiert der Händler trocken: "Na dann hau rin. Die Stones waren dafür 2 Monate lang im Studio."

Im weiteren Verlauf, wird Wuschel die Platte verlieren, ein weiteres Exemplar erstehen und einem Betrug aufgesessen sein, zum tatsächlichen Hörgenuss

kommt er indes nicht.


Worauf ich hinaus will? Es soll um die Verfügbarkeit von Musik in der DDR gehen.  Für manchen schwer zu glauben, in der filmischen Inszenierung  aber präzise

benannt. Imnporte aus dem westlichen Ausland fanden nur informell statt und waren dazu noch extrem hochpreisig. Eine einzige Plattenfirma produzierte und vertrieb Schallplatten und Musikkassetten in der DDR, diese Firma hieß AMIGA, beziehungsweise VEB Deutsche Schallplatten. 

Neben AMIGA gab es außerdem die auf Klassik spezialisierte ETERNA.

Den Sitz hatte der volkseigene Betrieb in Ost-Berlin. Für die marktbeherrschende AMIGA, galt es alle musikalischen Genres abzudecken. Eine Aufgabe, die besonders wenn

es um den Erwerb von Rechten zum Produzieren von Lizenzausgaben aus dem Ausland ging, schwer zu bewältigen war.


Hinzu kamen natürlich die an anderer Stelle bereits erwähnten und besonders von Ulbricht forcierten kulturpolitischen Hindernisse, die erst durch dessen Nachfolger 

Honecker reduziert werden konnten. Nichtsdestoweniger achteten die Lektoren der AMIGA auch weiterhin auf die Textaussagen, sowohl der einheimischen als auch der

ausländischen Produktionen.

Die Lizenz-Tonträger des Auslandes die in der DDR verlegt wurden, waren jedoch meist Zusammenstellungen, beziehungsweise Best-of-Alben, wie beispielsweise das

der Rolling Stones. Diese Compilation war die einzige regulär verfügbare, wenngleich auch spärlich gesäte, Veröffentlichung mit Songs des Fünfers. 

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