"Heißer geht's nicht mehr | BRAVO bringt die Sensation: Die härteste Band der Welt THE ROLLING STONES",
unter diesem Motto hatte die BRAVO - die Zeitschrift für junge Leute die Deutschlandtournee der Band beworben.
Für den 15. September 1965 war in der Berliner Waldbühne das letzte Konzert der insgesamt 5 Termine umfassenden
und von der BRAVO organisierten Tournee angesetzt.
Mit 21000 zahlenden Besuchern war die Show komplett ausverkauft, doch stand die Veranstaltung trotz ökonomischen
Erfolgs unter keinen guten Stern.
Bereits vor dem Konzert kommt es zu ersten Übergriffen als etwa 250 Jugendliche Polizeiabsperrungen durchbrechen und sich
Kraft ihrer Masse freien Eintritt zum Konzert verschafften.
Im weiteren Verlauf eskaliert auch das Geschehen im Innenraum. Bereits während ihres ersten Songs wirde die Bühne
von Jugendlichen gestürmt, die nur mit Hilfe der Polizei und massiven Knüppeleinsatz entfernt werden können.
Als die Stones ihren Auftritt bereits nach 20 Minuten komplett abbrechen, beginnen die zumeist Jugendlichen Besucher
den Zuschauerraum und Bühne der Freiluftbühne zu demolieren. Um die Krawalle einzudämmen entscheidet sich der Veranstalter das Licht zu löschen, jedoch forcierte er mit dieser Entscheidung die Randale und die Polizei sieht sich nun ihrerseits genötigt Hundestaffeln und Wasserwerfer einzusetzen. Auch auf dem Heimweg geht es weiterhin hoch her.
Diverse S-Bahnzüge der Deutschen Reichsbahn werden beschädigt, ein Wagon sogar umgestürzt. Der Fahrdienst der Berliner S-Bahn wird übrigens während der gesamten deutschen Teilung in Ost- wie auch in West-Berlin von der ostdeutschen Reichsbahn geleitet und ausgeführt. Zugführer und Wagen gehören der Reichsbahn und kehren nach Dienstende täglich
in den Osten zurück.
Die Bilanz des Konzertabends zählt 73 Verletzte und 89 Festnahmen. Etwa 80 Prozent der Sitze, sowie Zäune, Geländer und Laternen sind zerstört insgesamt belaufen sich die Sachschäden auf einen Gesamtwert von knapp 300000 DM.
Die Frage nach der Ursache der Krawalle wird in den meisten Medienberichten der Zeit nicht gestellt und man beschränkt sich auf die Beschreibung des Chaos. Die Zeitungen, die nicht wie beispielsweise Bild, BZ oder Morgenpost dem Springer Konzern angehören, richten ihre Kritik weniger auf die jugendlichen Fans, sondern vielmehr auf die nach ihrer Einschätzung sensationslüsterne Berichterstattung im Vorfeld. So titelte etwa die Bild-Zeitung: "Die Rollenden Steine rollen auf Berlin los. Am 15. September sind sie hier - und darüber ob anschließend noch etwas von der Waldbühne übrig ist, werden bereits Wetten
abgeschlossen."
Die Erwartungen erfüllten sich. Chaos, Zerstörung und Gewalt setzten schlussendlich zwar der Waldbühne, nicht aber den
Rolling Stones zu, die auch die Selbstzerstörung eines Brian Jones, einige Besetzungswechsel und noch mindestens ein
weiteres schlagzeilenträchtiges Konzert, 1969 in Altamont, überstanden.
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